Fragmente aus dem Leben.

Samstag, 18. Juli 2009

Enzyklika - Unfehlbarkeit ausgeschaltet

Der Papst, der Nachfolger des ersten römischen Bischofs Petrus gilt seit dem ersten vatikanischen Konzil (1869-1870) wenn er ex cathedra spricht in Glaubensfragen als unfehlbar. Die Lehrschreiben (Enzyklika) des Papstes
An die Bischöfe
An die Priester und Diakone
An die Personen gottgeweihten Lebens
An die christgläubigen Laien
und an alle Menschen guten Willens
stehen dabei nicht unter diesem Unfehlbarkeitsanspruch. Wie überhaupt eine Einordnung von Äußerungen unter jenes Dogma umstritten, und erst mit Sicherheit retrospektiv zu geschehen scheint.

Unfehlbarkeit ist also eine mit dem Amt verknüpfte Modalität, die ein-, und ausgeschaltet werden kann, bzw. die nur durch besonders sorgfältige Formulierung zu erreichen ist. Ein Phänomen diese Unfehlbarkeit. Noch dazu weil man als Mensch - gerade im fortgeschrittenen Alter, wahrscheinlich sehr wohl davon weiß, wie viele falsche Äußerungen menschliche Lippen verlassen, wenn sie sich nur öffnen. Der Druck keinen Fehler zu machen muss immens sein.

Es gibt nun seit kurzem die dritte Enzyklika von Papst Benedikt XVI. Aufgrund der Länge der Schriftstücke, ihrer gewöhnungsbedürftigen Diktion, und meiner relativen Unerfahrenheit, wenn es um Kirchengeschichte geht muss ich mein Ansinnen dem Papst mal kritisch auf die Feder zu schauen allerdings zurückstellen und möchte einstweilen nur auf Rezensionen zur jüngsten Enzyklika "Caritas in veritate" verweisen: Artikel auf telepolis und freitag.

Gier ist geil und genbedingt!

  1. Das Belohnungssystem dominiert bei ökonomischen Entscheidungen das menschliche Verhalten.
  2. Der Mensch reagiert auf kurzfristige Gewinne oder die Aussicht auf Geld wie Kokain.
  3. Das gierige Finanzverhalten herrscht bei vielen Menschen genbedingt unermüdlich und macht abhängig.
  4. Die Gier im Finanzverhalten ist genbedingt.
  5. Das Altruistische Bestrafen ist eine unökonomische Handlungsweise.
  6. Zur Behebung der Finanzkrise sollte die zentrale Rolle des Belohnungssystems berücksichtigt werden.
  7. Leitungsgremien sollten ohne genbedingte "Finanzgier" eingestellt werden. (.pdf)
Dies die Thesen des Frankfurter Zukunftsrates, der sich mit "Deutschland, aber auch Europa und [der] Welt im Blick" gegründet hat. Der Anspruch ist einem Think-Tank mit ganz breiten Ketten würdig (Globalisierung, Auflösung der Nationalstaaten, Erziehung, Integration ausländischer Bürgerinnen und Bürger, Terror, Erderwärmung). Vor diesem Hintergrund werden keine "kleinen Korrekturen", sondern grundlegende Neustrukturierungen ohne Rücksicht auf Legislaturperioden angestrebt. Dabei bleiben die angerissenen Überlegungen zu einzelnen Themenfeldern sehr blass ("Neuorientierung unserer Erziehungs- u. Bildungspolitik", "grenzüberschreitende Verantwortung" beim Klima), andere sind etwas konkreter:

  • Demokratie (Anpassung der Politik an den globalen Wettbewerb)
  • Politik und Wirtschaft (Förderung der Zusammenarbeit beider Systeme)

Ein Schelm wer an ein neoliberales Primat der Wirtschaft denkt. Dr. h.c. Wolfgang Clement (Bundeswirschaftsminister a.D.) macht den stellvertretenden Vorsitz, Merz, Sloterdijk und eine illustre Mischung aus Forschern, Mönchen und Politikern lassen sich namentlich als Mitglieder aufführen.

Es wird sich bei der, die zehn eingangs angeschlagenen Thesen enthaltenden Pressemitteilung (die ich nicht offiziell auf der Homepage finden konnte) gestützt auf einen wissenschaftlichen Artikel - wie der hintergrund berichtet.

Es werden in dieser Arbeit Polymorphismen von zwei Rezeptoren (Dopamin und Serotonin) untersucht im Hinblick auf eine Korrelation mit "risk seeking behaviour", so zum Beispiel Investitionsmöglichkeiten in riskantere oder sicherer Anlagen.
Results demonstrate that financial risk seeking is correlated with
the 5-HTTLPR and DRD4 functional polymorphisms. As shown in
Fig. 1B, individuals who carry two copies of the short allele of the
5-HTTLPR polymorphism invest $2.69 (about 28% of the average
risky allocation) less in the risky asset than those carrying one or
two copies of the long allele of the genotype (p,0.02 in a one-
tailed mean comparison test), in excess of the benchmark model.
Similarly, individuals who carry the 7-repeat allele in the DRD4
gene invest $2.46 (about 25% of the average risky allocation) more
in the risky asset than those lacking the 7-repeat allele (Fig. 1C,
p,0.04 in a one-tailed mean comparison test).
In der Diskussion verweigern sie allerdings die Ableitung einer direkten Kausalität zwischen Genotyp und finanziellen Verhalten auf der Basis ihrer Daten. Vielmehr erweitern sie das Feld der Zusammenhänge hin auf ein evolutionäres Erklärungsmodell, bei dem die hier analysierten Polymorphismen Neugier ("novelty-seeking behavior"), und damit z.B. für die Erweiterung des Lebensraumes in unbekannte Gebiete befördern könnten. Weiterhin weisen sie daraufhin, das die Ausprägung des Merkmals "Neugier" bei gleichem Allel in unterschiedlichen Individuen, unterschiedlicher Lebensverhältnisse stark schwankt. Und das ist nur die umweltspezifische Variation des Phänotyps. Es gibt einen ganzen Sonderforschungsbereich (577 „Molecular Basis of Clinical Variability in Mendelian Disorders“) der sich mit den molekularen Ursachen für phänotypische Varianzen beschäftigt.

Im Endeffekt wird bei den oben genannten Thesen hingearbeitet auf eine "Optimierung des Sozialverhaltens" unter sehr starker Berücksichtigung des "Belohnungssystems". Zum einen wird vorgeschlagen zur "Behebung der Finanzkrise" die "zentrale Rolle des Belohnungssystems" zu berücksichtigen, zum anderen wird angedacht "Leitungsgremien" "ohne genbedingte Finanzgier" einzustellen.

Das klingt nach Gen-Screening für Vorstandsmitglieder - ein eklatanter Bruch mit der Unantastbarkeit der Menschenwürde - und wem das zu ideologisch ist auch mit dem Recht (§19 Gendiagnostikgesetz). Ganz abgesehen davon, dass ein weiterer stabilisierender Handlungsleitfaden eröffnet wird, der, ähnlich den milliardenschweren Rettungspaketen eine Perpetuierung des an die Wand gefahrenen Systemes versucht zu ermöglichen, mit dem netten Nebeneffekt, dass tiefergreifende Kritik an unserer Wirtschafts-, und Weltordung an sich leicht vergessen werden kann.

Ein weiterer mit einer "Neuro"-Präfix versehener Baustein also, zur Naturalisierung qua Biologisierung kapitalistischer Politiken.

Donnerstag, 16. Juli 2009

Socialized Medicine

Es wird wieder diskutiert, Obama machts möglich. Die Frage, ob man sich als "Fanal der Hoffnung für die Welt" produzieren kann, wenn trotz unglaublich hoher Gesundheitskosten, der Gesundheitsstandard sehr schlecht, und Millionen von US-Bürgern nicht versichert sind, wird mit neuer Dringlichkeit gestellt. Unter anderem hat sich Kathleen Sebelius, ihres Zeichens Secretary of the Department of Health and Human Services, in einem Interview bei Jon Stewart dazu geäußert. (Teil 1, 2)

Zu empfehlen auch, zur Einführung in die Problematiken verschiedener Gesundheitssysteme finde ich, trotz der gewohnten Polemik, Michael Moore's "Sicko"

Es ist mithin nicht einfach der US-amerikanischen Diskussion ohne ein erstauntes Kichern zu folgen, wenn da mit Begriffen wie "socialized medicine" hantiert, und über den Bürokraten gewettert wird, der sich in diesem System zwischen den Kranken und den Arzt stellt um zu entscheiden welche Behandlung angebracht ist. Über Wartezeiten und Warteschlangen wird da schwadroniert, über schlechte Versorgungsqualität und die Angst davor den je eigenen "Reichtum" mit all den Hungerleidern der Gesellschaft teilen zu müssen wird gewettert. Und natürlich wird ungebrochen - und ich frage mich langsam, ob sich da je überhaupt eine Einsicht einstellen wird - die positive, heilsame, selbstregulierende und alle Beteiligte nur so mit Vorteilen bedenkende Kraft des Wettbewerbes in der kapitalistischen Gesellschaft beschworen.

So viel zu den US of A. Doch wie Ottmar Leidner in der Ausgabe 28/29 -2009 des Deutschen Ärzteblattes analysiert ist auch in Deutschland

"[d]ie Frage, ob Wettbewerb in der Heilkunde überhaupt Sinn macht, obsolet geworden. Wettbewerb im Gesundheitswesen ist politisch gewollt, wird gefördert und ist in weiten Bereichen längst Realität. Die Frage muss stattdessen lauten: Wie kann man die schädlichen Nebenwirkungen von Privatisierung und Wettbewerb begrenzen?"
Direkt im Anschluss entwickelt Herr Leidner in einem Abschnitt (es folgen ungleich viel mehr Abschnitte über die negativen Auswirkungen) die positiven Aspekte dieser Entwicklung:

Dabei sollen die positiven Effekte des Wettbewerbs auf die Krankenhausversorgung nicht kleingeredet werden: Das Angebot hat sich verbessert, die Wartezeiten sind kürzer, der Ton gegenüber den Patienten ist freundlicher geworden. Zudem wurden Arbeitsabläufe patientenfreundlicher organisiert und beschleunigt –manche einfache und pfiffige Lösung ist erst unter Einspardruck entstanden. Auch der gestiegene Druck auf die Aktualisierung von Wissen und Technik ist nützlich.
Ja - die Privatstationen gleichen in Architektur und Service immer mehr einem Hotelambiente. Die Aufenthalte und Wege werden im Zuge der Pauschalabrechnung verkürzt und betriebswirtschaftlich organisiert, Leitlinien, als praktischer Ausdruck einer "evidence based medicine" werden schneller implementiert, und es entstehen Arbeitsgruppen die Zertifikate im Bereich des Qualitätsmanagments zu erlangen versuchen. Mich stört hier die positive Konnotierung des "Einspardruckes". Genauso wie die Legitimation von Prüfungen im Studium immer wieder über das Erreichen von effizienterer und besserer Lernarbeit der Studierenden - auch von diesen selbst! - hergeleitet wird, handelt es sich allerdings bei beiden Strategien um Negativmotivationen. Es entsteht ein Druck, der sich aus der Sorge vor Versagen, oder eben wirtschaftlichem Ruin speist. Und natürlich eine gewisse Wirkung zeitigt.
Diese Konditionierung allerdings, die schon in der Schule mit der unsäglichen Konzentration auf die Klausurrelevanz verschiedener Themen als Attribut für die Wichtigkeit beginnt hinterlässt Menschen, die gar kein Interesse mehr an ihrer Tätigkeit haben, sondern nur noch die Arbeit ableisten, die als conditio sine qua non des eigentlichen Lebens, der Freizeit erscheint.

Gerade im medizinischen Sektor ergibt sich hier ein besonderer Konflikt, denn der Kern des Arztberufes ist meiner Ansicht nach ein Wille zu Heilen, also ein sehr idealistisches Ziel. Ein Ziel was über ökonomische Interessen hinaus zunächst eine Solidarität mit dem Mitmenschen bedeutet. Herr Leidner formuliert:

Sind Ärzte aus Treue zu ihren Arbeitgebern verpflichtet, kostenbewusst zu arbeiten, indem sie für eine Fallpauschale möglichst wenig Ressourcen einsetzen (wenig Zeit, wenig Geld), damit das Betriebsergebnis möglichst hoch ausfällt? Oder sind sie aus Pflichtbewusstsein ihren Patienten gegenüber zu Wirtschaftlichkeit in einem anderen Sinn verpflichtet, nämlich für die Fallpauschale eine möglichst optimale Leistung zu erbringen, damit möglichst viel von dem Geld auch beim Patienten ankommt?
Auch hier wird wieder über die Wirtschaftlichkeit argumentiert. Das greift meiner Ansicht nach deutlich zu kurz, scheint aber das einzig sinnvoll zu diskutierende Kraftfeld der Debatte zu sein. Und während über Gewinnbeteiligung der Ärzte als Antrieb für eine bessere Versorgung, oder über Managed-Care-Modelle nachgedacht wird, bei denen das eingesparte Geld bei guter Gesundheit der Versorgten zwischen Kassen und Ärzten als Sonderzulagen aufgeteilt wird, stimmen die ÄrztInnen mit den Füßen ab:

40 bis 50 Prozent der approbierten Ärztinnen und Ärzte landen heutzutage nicht mehr in der Klinik oder Praxis.
Ich denke es müssen solidarisch über die Arzt-Patienten Grenze hinweg Lösungen gefunden werden, denn beide Seiten sind die Spielbälle im gleichen Spiel. Die Aufdifferenzierung und Unterscheidung zwischen Behandelnden und Behandelten, oder sogar noch feiner zwischen unterschiedlichen Professionen der im Gesundheitssystem arbeitenden ist meines Erachtens der falsche Weg.

Zum Abschluss ein kurzes Zitat aus den Thesen und Prinzipen des Sozialistischen Patientenkollektivs (SPK):

1) Krankheit ist Voraussetzung und Resultat der kapitalistischen Produktionsverhältnisse.

Samstag, 11. Juli 2009

12 Baktun 19 Katun 16 Tun 8 Uinal 19 Kin - also heute...

(Abbildung entspricht leider nicht dem heutigen Datum)

Grade - also etwa 3,5 Jahre vor dem Ereignis - ist mir aufgefallen, dass nach Maya-Kalender - und zwar der langen Zählung vermutlich am Ende des Jahres 2012 ein großer Zyklus zu Ende geht. Ein wenig spät, wenn ich an all die Dinge denke, die ich sicher noch vor einem möglichen Ende der Welt hätte tun wollen.

Herrn Emmerich ist es schon ein wenig früher aufgefallen, und deswegen versucht er mittels viral Marketing den Film zum Datum zu promoten. Ich denke ich werde auch für dieses Amerika-Zerstörungsepos wieder kein Geld ausgeben. Man könnte meinen, da hat jemand Ressentiments wegen des Verlustes des zweiten Weltkrieges...

Ein Gutes hat dieser Film aber - ich habe deswegen einen Einblick genommen in den Maya-Kalender. Dieser setzt sich zusammen - jedenfalls in der Langversion aus einer Zählung der Tage von einem Tag Null. Wann genau dieser Tag Null der Mayas im Verhältnis zu unserem gregorianischen Kalender liegt ist zwar umstritten, es gibt aber gute Hinweise, die einen Umschlagpunkt eben unserem Jahr 2012 annehmen lassen.

Dabei bedeuten die einzelnen Zähler - jeweils durch Piktogramme angegeben:

Kin = 1 Tag
Uinal = 20 Tage
Tun = 20 x 18 = 360 Tage
Katun =20 x 18 x 20 = 7200 Tage
Baktun = 20 x 18 x 20 x 20 =144000 Tage

Das bedeutet bald (also 2012 irgendwann im Dezember vermutlich) werden wir das Datum 13.0.0.0.0 erreichen. Das wären dann 13 Baktun oder 1872000 Tage nach Beginn der aztekischen Zeitrechnung vergangen. Dieser Schöpfungstag kann, bei Bedarf, auf das Jahr 3114 v. Chr. festgelegt werden.

Die beiden Zusätze die nach der Zählung erfolgen sind gesonderte Kalender: der Tzolkin und der Haab Sonnenkalender - der zum Beispiel zu Berechnung der Aussaat verwendete Haab-Kalender spielt für die Berechnung des Jahre 2012 nur eine untergeordnete Rolle. Der religöse Tzolkin Kalender kann am besten abgelesen werden mit Hilfe von zwei ineinander greifenden Rädchen:
Wobei im kleinen Rädchen die Zahlen 1-13 aufgetragen sind und auf dem äußeren die 20 heiligen Tage Imix bis Ahau. Es ergeben sich hieraus 260 verschieden Kombinationen. Dabei wird der Schöpfungstag auf folgendes Gesamtdatum gelegt: 0.0.0.0.0 4 Ahau 8 Cumku. Interessanterweise ist der Tzolkin Kalender erst später entwickelt, und dann zurückdatiert worden. Wenn man nun die Jahrtausende vorüber ziehen lässt, so fällt auf, dass das der erste Tag, der viel Nullen in der Zählung enthält und auf ein 4 Ahau fällt erst wieder zum oben genannten Datum des 13.0.0.0.0 4 Ahau 3 Kankin eintritt. Die ganzen anderen runden Maya-Tage haben jeweils andere Ahau-Nummerierungen, so dass erst nach 13 Bakun sich ein großer Kreis schließt.

Es gibt nun in den wenigen, den christlichen Fundamentalismus des Mittelalters überlebenden Schriften (die seltsamerweise z.T. immer noch in Deutschland gelagert werden) Hinweise, Prophezeiungen über die Signifikanz dieses Tages 4 Ahau, der zum Teil an biblische Apokalypsephantasien erinnern. Das genügt für groß angelegte New-Age Esoterik, und Hollywood-Filme.

Hier noch die, wenn auch etwas selbstverliebte, so doch informative .pdf Datei - meine Quelle.


Donnerstag, 9. Juli 2009

Wirtschaftlichkeit - anders geht's nicht.

Das Williams Institute der UCLA führt mit folgendem Missionstatement:
"The Williams Institute advances sexual orientation law and public policy through rigorous, independent research and scholarship, and disseminates it to judges, legislators, policymakers, media and the public."
ein Vielzahl von Studien durch. Zum Beispiel Lee Badgett, Research Director an diesem Institut, die sich hauptsächlich mit Familienpolitik und Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung beschäftigt.
Dabei befragt sie gleichgeschlechtliche Paare in Massachusetts in einer Studie vom Mai 2009, also 5 Jahre nach Einführung der Homo-Ehe, und analysiert verschiedene Items:

Welche der gleichgeschlechtlichen Paare heiraten?
Warum heiraten diese Paare?
Welchen Einfluss hatte die Eheschließung auf die Partnerschaft?
Welchen Einfluss hat die Eheschließung auf die Kinder gleichgeschlechtlicher Partner?

und kommt zu folgendem sehr positiven Ergebnis:

"The survey data show that marriage has been a positive factor in the lives of these same-sex couples. In addition to the legal rights that come with that status, couples report increased societal and familial acceptance, increased commitment to one another, and less stress around legal issues. Clearly, evidence from the survey suggests that marriage comes with a number of positive short-term and potentially long-term benefits to the couples, their children, and society."(.pdf)
Klingt eigentlich überzeugend. Ich vermute aber, dass diese Studie nur ein geringe politische Kraft entfalten wird. Vielmehr fehlt hier ein wichtige Zutat um Notwendigkeit auszudrücken: die wirtschaftliche Einordnung! So lange nicht ökonomisch plausibel gemacht werden kann, in wie fern z.B. die Einführung Homoehe positive Effekte mit sich bringt, bleibt so scheint es jedes lebensweltlich, soziologisch oder sonstwie menschliche Argument nur halb-stark.

Vermutlich ist sich Frau Badgett dieses Sachverhaltes auch bewusst, und sie schiebt eine weitere Studie nach (auch Mai 2009), die zu folgendem Ergebnis kommt:
"These data suggest that same-sex weddings injected significant spending into the Massachusetts economy and brought out-of-state guests to Massachusetts, whose spending also gave the state an economic boost. If all same-sex couples who married in Massachusetts spent an estimated $7,400 on their weddings, wedding-related spending over the last five years would top $90 million. If these couples had the average of 16 out-of-state guests at their weddings, that would add an additional boost of $21 million, for a combined positive economic impact to the Massachusetts economy of $111 million over the last five years."(.pdf)
Achso - na sag das doch gleich!

Zunächst völlig davon abgesehen, welche Meinung man nun über die Ehe als solche und die Homo-Ehe als noch spezielle hat, entsteht hier doch ein Muster Plausibilität und Wirkmacht herzustellen, über eine wissenschaftliche und ökonomische Argumentation, die so in allen anderen Bereichen auch zu finden ist, die zunächst auf den ersten Blick nicht ökonomischer Natur sind. Oder anders herum: Nicht ökonomische Argumentationen verhallen wirkungslos. Repräsentativ ausgesucht dieses hier.

Cooking with dog!

Wer Kochshows, japanisches Essen oder selber kochen mag, sollte sich inspirieren lassen von der in mehrerlei Hinsicht großartigen Rezeptbesprechungsreihe, die sich da nennt: "Cooking with dog!"
Nicht nur sehen die zubereiteten Gerichte meistens so gut aus, dass ich sofort mich daran erinnere, wie lang ich eigentlich schon nichts mehr gegessen habe, sondern sie werden auch mit einer Akuratesse komponiert, die über das reine Rezept hinaus in die Tiefe kultureller Hintergründe zu verweisen scheint. Abgesehen davon sind die Komposition mit Hund, die oft am Ende angefügten Outtakes und die je abschließende Einschätzung der Köchin "großes Tennis, ganz großes Tennis!" (Per Anhalter durch die Galaxis)


Mittwoch, 8. Juli 2009

VLC-Player Version 1.0 ist verfügbar

Sieht gut aus!

Label Cloud bei Blogger

Zum Anzeigen einer Label-Cloud - im Gegensatz zu der nativ in Blogger einzustellenden Label-Liste muss man zunächst ein Label-Widget in einem dafür passenden Layout einfügen und hinterher die Instruktionen auf dieser Seite befolgen.
Geht flott von der Hand - und ist die bequeme Ursache für meine Label-Wolke.

Dienstag, 7. Juli 2009

Pakete in LATEX auf einem Mac einbinden

Nachdem es gute allround Distribution des LATEX Systems gibt (z.B. TexShop für den Mac) müssen doch zum Teil Extrapakete nachinstalliert werden. So zum Beispiel das schon erwähnte ModernCV Paket zum erstellen von Lebensläufen.
Zur Verwendung kann man die Formatierungsbefehle definierenden Style Dateien (.sty) einfach in das entsprechende Arbeitsverzeichnis kopieren. Da dies aber eigentlich unübersichtlich und ineffektiv ist, vor allem, wenn man in mehreren Verzeichnissen unterschiedliche Versionen bearbeitet, empfiehlt es sich die Pakete global in das Tex-System einzubinden, so dass sie dann auf dem ganzen Rechner zur Verfügung stehen.

In meinem Fall habe ich also das Dateiverzeichnis ModernCV in folgendes Verzeichnis kopiert:

/usr/local/texlive/texmf-local/tex/latex

Um sie dann noch in das System einzubinden muss man im Terminal als superuser den texhash Befehl ausführen:

sudo texhash

Nach korrekter Eingabe des Superuser-Passworts werden dann die entsprechenden Dateien eingebunden und man kann mit \usepackage{moderncv} das Paket im Dokument einbinden und auf die speziellen Formatierungsbefehle zugreifen.

Journalismus - Bloggerei - einerlei?

David Schraven hatte neulich im Blog der Ruhrbarone über eine kleine Veränderung berichtet, die er auf der persönlichen Hompage von Frau Hannelore Kraft entdeckt hatte. Dabei ging es um die Lösung eine Teileintrages über einen früheren Arbeitgeber, der in einen Förderskandal verwickelt war. Im Rahmen dieses Skandals vor zwei Jahren wurde die Rolle von Frau Kraft kritisch hinterfragt. Im Anschluss daran ist die NRW-CDU eingesprungen und hat mit einer Postkartenkampagne versucht Wahlkampf zu machen. Woraufhin dann Frau Kraft beide Stellen mit Unterlassungsklagen versehen hat. Nach dieser taktisch unklugen Entscheidung wurde die Mücke zum Elefanten, Bullen, Schneeball.
Die politisch Interessanten Dinge sind anderswo besprochen. Ein Teilaspekt der ganze Causa allerdings, der dann im SPD-nahen Rotstehtunsgut-Blog diskutiert wurde ist die Verantwortung von professionellen Journalisten und die Rolle die Weblogs und deren mutmaßlich weniger professionelle Autoren in der medialen Verbreitung und Aufarbeitung von Nachrichten spielen.
"David Schraven ist natürlich nicht die Unschuld vom Lande, vielleicht sogar nicht einmal ein Blogger: unter einem Blogger verstehe ich, und ich bin mir sicher, dass man sich auf diese Definition leicht einigen kann, einen Amateur, der aus Spaß an der Freude Texte, Bilder und Videos im Internet veröffentlicht. David Schraven ist nun aber kein Amateur; er wäre wohl auch beleidigt, wenn man ihn so bezeichnen würde, sondern er ist ein Journalist[...]"
Woraufhin sich David Schraven u.a. seine Rolle als Autor bei den Ruhrbaronen definierte:
"[...]die Ruhrbarone mache ich aus Spaß. Einfach so, weil ich mich für Politik interessiere. Ich verdiene damit kaum Geld. Die Ruhrbarone tragen nicht zu meinem Lebensunterhalt bei. Es ist ein Hobby."
In einem ganz anderen Zusammenhang - nämlich der Wahl im Iran und den nachfolgenden Demonstrationen - und vor allem dem Ausschluss oder der Behinderung internationaler Pressevertreter, wurden Weblogs und andere Web2.0-Einrichtungen wichtig, als quasi einziger Blick in dieses Land hinein. Auch Jon Stewart hat die Veränderung der Berichterstattung bemerkt.

Da ich nun noch nicht lange in der Sphäre der Weblogs mich bewege, habe ich solche Diskussionen noch nie richtig live miterlebt. Jetzt allerdings, da ich mich Stück für Stück von den offiziellen Nachrichten-Kanälen verabschiede, bzw. sie immer reichhaltiger mit Blogs substituiere, um nicht nur über den Kamm der Mainstream-Medien gebürstete Berichte und Einschätzungen zu lesen, gefällt mir diese dezentralisierte, entprofessionalisierte und subjektive Diskussionspolitik sehr gut.

Sicherlich gibt es große Kalibersprünge in der journalistischen Professionalität zwischen all den verschieden Nachrichtenoptionen im Internet - die Frage ist, ob dies nicht ein zu begrüßender Trend ist. Quo vadis 4. Macht im Staate? Wenn man die immer stärkere Orientierung großer, klassischerweise nicht online verfügbarer Medien auf eben diesen Bereich in den letzten Jahren beobachtet, dann könnte man ein langsames Herantasten hineinlesen. Ein sich vertraut machen mit den sehr viel basisdemokratischer organisierten Spielregeln, die die Blogs erlauben und natürlicherweise herstellen.

Es ist offensichtlich Quatsch twitter-Nachrichten mit dem selben Brustton der Überzeugung wohl-recherchierter, nachgeprüfter Reportagen über die großen Nachrichtenportale zu senden, aber mit kritischer Distanz und dem Querlesen einen größeren Menge unterschiedlich ausgerichteter Meinungsquellen lässt sich doch ein guter Querschnitt der aktuellen Stimmungslage gewinnen. Der aktuellen Stimmungslage von Menschen, die sich dieser virtuellen Medien zu bedienen wissen, und dies auch tun - also vermutlich noch immer die eher jüngere Generation. Aber diese Grenze verschiebt sich - und wenn ich einmal mit meinen Enkeln einen Computer kaufen gehe werde ich sie sicher besser beraten können als meine Großeltern mich.
Mit anderen Worten, die Repräsentation der Bevölkerung im Internet wird sicherlich im Laufe der Zeit immer breiter und die Meinungsbildung mit Hilfe dieses Mediums immer wichtiger. Und ich persönlich finde das überhaupt nicht bedenklich. Wenigstens ist man sich dann im Klaren, dass man jeweils nicht die ganze Wahrheit zu sich nimmt, während man das beim Anschauen der Tagesschau leicht vergessen kann.

Herr Schaffner!



Neulich, auf der Anreise zu einem Bewerbungsgespräch wurde ich kurz vor dem Einsteigen in meinen Anschlusszug von zwei älteren Damen abgefangen. Ich sei wohl der Zugbegleiter, und sie hätten eine Fahrkarte nach Templin gelöst, dieser Zug sei aber ausgefallen, ob sie nicht mit der gleichen Fahrkarte auch den Zug nach Eberswalde nehmen könnten. Im selben Moment stieg glücklicherweise der echte Zugbegleiter - ganz in Grau aus, und konnte die Damen übernehmen. Ich stieg meinerseits in den von Sommerhitze und Schulklassen lärmenden Zug.

Bleibt nur die Frage ob Typ "Zugbegleiter" ein für Bewerbungssituationen angemessener Look ist. Andererseits habe ich nur das eine Jackett.

DNA Cocktail

Wer mal DNA sehen möchte, und gerne einen schönen Cocktail trinkt mag Folgendes versuchen:

Man nehme ein paar gefrorene Erdbeeren und zerkleinere sie gründlich in einem Mixer unter Hinzugabe von frischen Ananasstücken (oder frischem Saft). Diese Mixtur gebe man im Anschluss vorsichtig auf eine kalte, hochprozentige Spirituose (z.B. Wodka, Gin), so dass das Fruchtpüree oben auf schwimmt. Es sollten sich dann aus der Schicht mit den zerkleinerten Erdbeerzellen DNA-"Fäden" lösen und nach unten in den klaren Alkohol sinken.

Die gründliche Zerkleinerung der Erdbeeren/Ananas zerstört einen großen Teil der die DNA umgebenden Zellwände und setzt somit die gesamten in der Zelle befindlichen Moleküle in einer Lösung frei. Die Zugabe von Ananas dient der Lösung der DNA von Histonen (Proteine um die die DNA "gewickelt" im Zellkern vorliegt), was mit Hilfe der in dieser Frucht vorliegenden Proteasen geschiet. Deswegen muss der Ananasanteil auch frisch sein, die Proteasen degenerieren mit der Zeit. Die DNA fällt in hochprozentigem Alkohol aus, sie präzipitiert, weil in diesem Medium (Alkohol, also z.B. Ethanol) die DNA, die mit den Ionen aus den Früchten reagiert, und mit jedem Ion, das sich anlagert immer weniger hydrophil, d.h. "wasserfreundlich", oder in polarem Lösungsmittel lösbar wird. Mit anderen Worten, es löst sich leichter in einem weniger polaren Lösungsmittel wie einem Alkohol.

Diese Reaktion wird genauso auch in Labors zu DNA Extraktion verwendet. Allerdings unter Zugabe von Chemikalen, die z.B. das Aufbrechen der Zellen erleichter, die einen Verzehr verunmöglichen - wer will auch z.B. Mausschwanz-DNA trinken/essen?

Hier das Originalrezept mit Blue Curacao.

Freitag, 3. Juli 2009

Gewürze

Im Bezug auf diesen Abgesang einer vermuteten Überwürzwut heutzutage muss ich eine klare Gegendarstellung leisten:
Nach meiner Zeit in Malaysia bin ich ein wahrer Würz-Enthusiast geworden. Dort habe ich festgestellt, dass es ganz unterschiedliche Arten von "scharf" gibt, die ganz und gar nicht die anderen Geschmäcker des Gerichts verdecken, dass salzig und süß, Fleisch und Sirup, Fisch und Kokosnussmilch, etc. sehr gut zusammenpassen.
Eigentlich schade, wenn man die Vielzahl der verwendbaren Gewürze so gar nicht bekannt sind und eigentlich keine große Rolle spielen. Welch Genuss zum Beispiel ein Laksa zuzubereiten, bei welchem man zunächst eine Gewürzpaste aus zehn oder mehr Zutaten zusammenstellt, bevor man alles zusammen anbrät und köchelt.
Ich sage nur Tamarinden, Thai-Ingwer, Curry und Kokosmilch um meinen Punkt zu unterstreichen und nehme gleichzeitig deutlichen Abstand von 3-Minuten-Terrinen als Maß für asiatische Küche (wenngleich ich sie natürlich auch gerne unten im Schrank zu liegen habe).

Abschließend noch ein kleiner Verweis zum Thema Salzreiche Kost und Bluthochdruck.

Zeitverwendung hinter den sieben Bergen



Habe die letzten Stunden zum wiederholten Mal versucht mit dem, in Fachkreisen ob seiner Komplexität so gelobten Aufbauspielchen Dwarf Fortress warm zum werden. Diesmal bin ich weiter gekommen als je zuvor, was eindeutig einfach nur an dem sehr schön gemachten Videotutorial liegt, ohne welches dies Spielmechanik meines Erachtens überhaupt nicht zu verstehen ist.
Die Mischung aus open-source, bescheidener ASCII-Grafik und völlig absurder Komplexität - ganz Schweigen natürlich von der Musik und dem Intro (auch in ASCII gesetzt) ist bedenkenswert und muss mit Hochachtung bedacht werden!

Hiermit getan...

Bin ich's wert oder nicht?

Ich schreibe in - wie hoffentlich schon verdeutlicht - sehr angenehmem Layout eine Eigenwerbung. Ein what-is-what meines Lebens. Versuche die, meiner Ansicht nach für die jeweilige Stelle wichtigen Details zusammenzufassen, meine Bewerbungsmappe darauf zu fokussieren. Das ist anstrengend - hat aber auch Spaß gemacht.
Jetzt, da Anschreiben und Lebenslauf mit samt der zugehörigen Zeugnisse schon etliche Male verschickt sind, geht das sehr schnell. Ein, zwei Sätze umgestellt, Name und Adresse geändert (das Datum wird automatisch aktualisiert), alles noch oft auf präzise Richtigkeit überprüft und dann abgeschickt. Bis jetzt auch mit meinem Selbstbewusstsein sehr gut vereinbar.
Nicht einmal die vielen initialen Absagen, die ich direkt postalisch wieder zurückbekommen habe waren problematisch.Es waren dies einfache, mal freundlicher und hilfsbereiter, mal gelangweilter formulierte Antworten, deren Bezug aber oft die Sach-, und Beschäftigungslage der Klinik war, und mich nicht eigentlich persönlich betraf.
Wenn dann allerdings noch Bewerbungsgespräche hinzukommen - je mehr ich eine Stelle möchte desto deutlicher dieser Aspekt, dann nehme ich es schnell persönlich, wie ich gerade an mir feststellen muss. Oder - wenn es meiner Ansicht nach eigentlich ein erfolgreiches Gespräch war, eine Situation in der ich mich wohlfühlen konnte.
Die Mühle der Selbstbezichtigung kommt sehr schnell wieder in Gang. Und die Einsicht, dass ich mich auch nicht einstellen würde, lauert meist nur zwei, drei Schritte um die Ecke. All das natürlich im krassen Kontrast zu eigentlich von meinem peripheren Bewusstsein vorgeschlagene Selbstdisziplinierungsmaßnahmen um diesen Situationen gut zu trotzen. Solche Dinge wie freundlich-zugewandt-bestimmte-offene Körperhaltung, Rede etc.
Möglicherweise habe ich bis jetzt Gespräche erlebt, die einfach von ihrem Erscheinen her so anders waren, als die üblen Geschichten, die ich sonst schon gehört habe, dass ich gar nicht richtig konzentriert am Aufbau eines jeweils passenden Bildes gearbeitet habe - dahingestellt sei, ob ich es denn könnte. Bis jetzt allerdings waren es eben immer so nette, scherzende, locker hin und her fragende Gesprächsrunden ohne größeren Druck, ohne groß zur Schau gestelltes Machtgefälle. Daher war ich bis jetzt immer ziemlich entspannt. Um so ärgerlicher natürlich, wenn man dann gespiegelt bekommt (auf Anfrage), dass man zwar sehr angenehm, aber vielleicht ein wenig zurückhaltend erlebt worden sei. Und auf einmal ist sie doch da, diese Ebene einer gewünschten Selbstdarstellung, einer intuitiv die Vorlieben des Anderen bedienende Raporthaltung, die ich als anstrengend empfinde, und deswegen erstmal weg gelassen habe.
Andererseits ist ja der Raum zwischen im Sessel hängen und manischer Selbstentäußerung ein weiter, und ein bißchen mehr "Enthusiasmus" kann ich sicher ohne zu lügen aufbringen in den noch folgenden Gesprächen. Vielleicht dient mir diese ganze Bewerberei ja einfach dazu mein Begeisterung für mein Fach zu finden...