Fragmente aus dem Leben.

Dienstag, 7. Juli 2009

Journalismus - Bloggerei - einerlei?

David Schraven hatte neulich im Blog der Ruhrbarone über eine kleine Veränderung berichtet, die er auf der persönlichen Hompage von Frau Hannelore Kraft entdeckt hatte. Dabei ging es um die Lösung eine Teileintrages über einen früheren Arbeitgeber, der in einen Förderskandal verwickelt war. Im Rahmen dieses Skandals vor zwei Jahren wurde die Rolle von Frau Kraft kritisch hinterfragt. Im Anschluss daran ist die NRW-CDU eingesprungen und hat mit einer Postkartenkampagne versucht Wahlkampf zu machen. Woraufhin dann Frau Kraft beide Stellen mit Unterlassungsklagen versehen hat. Nach dieser taktisch unklugen Entscheidung wurde die Mücke zum Elefanten, Bullen, Schneeball.
Die politisch Interessanten Dinge sind anderswo besprochen. Ein Teilaspekt der ganze Causa allerdings, der dann im SPD-nahen Rotstehtunsgut-Blog diskutiert wurde ist die Verantwortung von professionellen Journalisten und die Rolle die Weblogs und deren mutmaßlich weniger professionelle Autoren in der medialen Verbreitung und Aufarbeitung von Nachrichten spielen.
"David Schraven ist natürlich nicht die Unschuld vom Lande, vielleicht sogar nicht einmal ein Blogger: unter einem Blogger verstehe ich, und ich bin mir sicher, dass man sich auf diese Definition leicht einigen kann, einen Amateur, der aus Spaß an der Freude Texte, Bilder und Videos im Internet veröffentlicht. David Schraven ist nun aber kein Amateur; er wäre wohl auch beleidigt, wenn man ihn so bezeichnen würde, sondern er ist ein Journalist[...]"
Woraufhin sich David Schraven u.a. seine Rolle als Autor bei den Ruhrbaronen definierte:
"[...]die Ruhrbarone mache ich aus Spaß. Einfach so, weil ich mich für Politik interessiere. Ich verdiene damit kaum Geld. Die Ruhrbarone tragen nicht zu meinem Lebensunterhalt bei. Es ist ein Hobby."
In einem ganz anderen Zusammenhang - nämlich der Wahl im Iran und den nachfolgenden Demonstrationen - und vor allem dem Ausschluss oder der Behinderung internationaler Pressevertreter, wurden Weblogs und andere Web2.0-Einrichtungen wichtig, als quasi einziger Blick in dieses Land hinein. Auch Jon Stewart hat die Veränderung der Berichterstattung bemerkt.

Da ich nun noch nicht lange in der Sphäre der Weblogs mich bewege, habe ich solche Diskussionen noch nie richtig live miterlebt. Jetzt allerdings, da ich mich Stück für Stück von den offiziellen Nachrichten-Kanälen verabschiede, bzw. sie immer reichhaltiger mit Blogs substituiere, um nicht nur über den Kamm der Mainstream-Medien gebürstete Berichte und Einschätzungen zu lesen, gefällt mir diese dezentralisierte, entprofessionalisierte und subjektive Diskussionspolitik sehr gut.

Sicherlich gibt es große Kalibersprünge in der journalistischen Professionalität zwischen all den verschieden Nachrichtenoptionen im Internet - die Frage ist, ob dies nicht ein zu begrüßender Trend ist. Quo vadis 4. Macht im Staate? Wenn man die immer stärkere Orientierung großer, klassischerweise nicht online verfügbarer Medien auf eben diesen Bereich in den letzten Jahren beobachtet, dann könnte man ein langsames Herantasten hineinlesen. Ein sich vertraut machen mit den sehr viel basisdemokratischer organisierten Spielregeln, die die Blogs erlauben und natürlicherweise herstellen.

Es ist offensichtlich Quatsch twitter-Nachrichten mit dem selben Brustton der Überzeugung wohl-recherchierter, nachgeprüfter Reportagen über die großen Nachrichtenportale zu senden, aber mit kritischer Distanz und dem Querlesen einen größeren Menge unterschiedlich ausgerichteter Meinungsquellen lässt sich doch ein guter Querschnitt der aktuellen Stimmungslage gewinnen. Der aktuellen Stimmungslage von Menschen, die sich dieser virtuellen Medien zu bedienen wissen, und dies auch tun - also vermutlich noch immer die eher jüngere Generation. Aber diese Grenze verschiebt sich - und wenn ich einmal mit meinen Enkeln einen Computer kaufen gehe werde ich sie sicher besser beraten können als meine Großeltern mich.
Mit anderen Worten, die Repräsentation der Bevölkerung im Internet wird sicherlich im Laufe der Zeit immer breiter und die Meinungsbildung mit Hilfe dieses Mediums immer wichtiger. Und ich persönlich finde das überhaupt nicht bedenklich. Wenigstens ist man sich dann im Klaren, dass man jeweils nicht die ganze Wahrheit zu sich nimmt, während man das beim Anschauen der Tagesschau leicht vergessen kann.

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