Fragmente aus dem Leben.

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Samstag, 18. Juli 2009

Gier ist geil und genbedingt!

  1. Das Belohnungssystem dominiert bei ökonomischen Entscheidungen das menschliche Verhalten.
  2. Der Mensch reagiert auf kurzfristige Gewinne oder die Aussicht auf Geld wie Kokain.
  3. Das gierige Finanzverhalten herrscht bei vielen Menschen genbedingt unermüdlich und macht abhängig.
  4. Die Gier im Finanzverhalten ist genbedingt.
  5. Das Altruistische Bestrafen ist eine unökonomische Handlungsweise.
  6. Zur Behebung der Finanzkrise sollte die zentrale Rolle des Belohnungssystems berücksichtigt werden.
  7. Leitungsgremien sollten ohne genbedingte "Finanzgier" eingestellt werden. (.pdf)
Dies die Thesen des Frankfurter Zukunftsrates, der sich mit "Deutschland, aber auch Europa und [der] Welt im Blick" gegründet hat. Der Anspruch ist einem Think-Tank mit ganz breiten Ketten würdig (Globalisierung, Auflösung der Nationalstaaten, Erziehung, Integration ausländischer Bürgerinnen und Bürger, Terror, Erderwärmung). Vor diesem Hintergrund werden keine "kleinen Korrekturen", sondern grundlegende Neustrukturierungen ohne Rücksicht auf Legislaturperioden angestrebt. Dabei bleiben die angerissenen Überlegungen zu einzelnen Themenfeldern sehr blass ("Neuorientierung unserer Erziehungs- u. Bildungspolitik", "grenzüberschreitende Verantwortung" beim Klima), andere sind etwas konkreter:

  • Demokratie (Anpassung der Politik an den globalen Wettbewerb)
  • Politik und Wirtschaft (Förderung der Zusammenarbeit beider Systeme)

Ein Schelm wer an ein neoliberales Primat der Wirtschaft denkt. Dr. h.c. Wolfgang Clement (Bundeswirschaftsminister a.D.) macht den stellvertretenden Vorsitz, Merz, Sloterdijk und eine illustre Mischung aus Forschern, Mönchen und Politikern lassen sich namentlich als Mitglieder aufführen.

Es wird sich bei der, die zehn eingangs angeschlagenen Thesen enthaltenden Pressemitteilung (die ich nicht offiziell auf der Homepage finden konnte) gestützt auf einen wissenschaftlichen Artikel - wie der hintergrund berichtet.

Es werden in dieser Arbeit Polymorphismen von zwei Rezeptoren (Dopamin und Serotonin) untersucht im Hinblick auf eine Korrelation mit "risk seeking behaviour", so zum Beispiel Investitionsmöglichkeiten in riskantere oder sicherer Anlagen.
Results demonstrate that financial risk seeking is correlated with
the 5-HTTLPR and DRD4 functional polymorphisms. As shown in
Fig. 1B, individuals who carry two copies of the short allele of the
5-HTTLPR polymorphism invest $2.69 (about 28% of the average
risky allocation) less in the risky asset than those carrying one or
two copies of the long allele of the genotype (p,0.02 in a one-
tailed mean comparison test), in excess of the benchmark model.
Similarly, individuals who carry the 7-repeat allele in the DRD4
gene invest $2.46 (about 25% of the average risky allocation) more
in the risky asset than those lacking the 7-repeat allele (Fig. 1C,
p,0.04 in a one-tailed mean comparison test).
In der Diskussion verweigern sie allerdings die Ableitung einer direkten Kausalität zwischen Genotyp und finanziellen Verhalten auf der Basis ihrer Daten. Vielmehr erweitern sie das Feld der Zusammenhänge hin auf ein evolutionäres Erklärungsmodell, bei dem die hier analysierten Polymorphismen Neugier ("novelty-seeking behavior"), und damit z.B. für die Erweiterung des Lebensraumes in unbekannte Gebiete befördern könnten. Weiterhin weisen sie daraufhin, das die Ausprägung des Merkmals "Neugier" bei gleichem Allel in unterschiedlichen Individuen, unterschiedlicher Lebensverhältnisse stark schwankt. Und das ist nur die umweltspezifische Variation des Phänotyps. Es gibt einen ganzen Sonderforschungsbereich (577 „Molecular Basis of Clinical Variability in Mendelian Disorders“) der sich mit den molekularen Ursachen für phänotypische Varianzen beschäftigt.

Im Endeffekt wird bei den oben genannten Thesen hingearbeitet auf eine "Optimierung des Sozialverhaltens" unter sehr starker Berücksichtigung des "Belohnungssystems". Zum einen wird vorgeschlagen zur "Behebung der Finanzkrise" die "zentrale Rolle des Belohnungssystems" zu berücksichtigen, zum anderen wird angedacht "Leitungsgremien" "ohne genbedingte Finanzgier" einzustellen.

Das klingt nach Gen-Screening für Vorstandsmitglieder - ein eklatanter Bruch mit der Unantastbarkeit der Menschenwürde - und wem das zu ideologisch ist auch mit dem Recht (§19 Gendiagnostikgesetz). Ganz abgesehen davon, dass ein weiterer stabilisierender Handlungsleitfaden eröffnet wird, der, ähnlich den milliardenschweren Rettungspaketen eine Perpetuierung des an die Wand gefahrenen Systemes versucht zu ermöglichen, mit dem netten Nebeneffekt, dass tiefergreifende Kritik an unserer Wirtschafts-, und Weltordung an sich leicht vergessen werden kann.

Ein weiterer mit einer "Neuro"-Präfix versehener Baustein also, zur Naturalisierung qua Biologisierung kapitalistischer Politiken.

Dienstag, 7. Juli 2009

DNA Cocktail

Wer mal DNA sehen möchte, und gerne einen schönen Cocktail trinkt mag Folgendes versuchen:

Man nehme ein paar gefrorene Erdbeeren und zerkleinere sie gründlich in einem Mixer unter Hinzugabe von frischen Ananasstücken (oder frischem Saft). Diese Mixtur gebe man im Anschluss vorsichtig auf eine kalte, hochprozentige Spirituose (z.B. Wodka, Gin), so dass das Fruchtpüree oben auf schwimmt. Es sollten sich dann aus der Schicht mit den zerkleinerten Erdbeerzellen DNA-"Fäden" lösen und nach unten in den klaren Alkohol sinken.

Die gründliche Zerkleinerung der Erdbeeren/Ananas zerstört einen großen Teil der die DNA umgebenden Zellwände und setzt somit die gesamten in der Zelle befindlichen Moleküle in einer Lösung frei. Die Zugabe von Ananas dient der Lösung der DNA von Histonen (Proteine um die die DNA "gewickelt" im Zellkern vorliegt), was mit Hilfe der in dieser Frucht vorliegenden Proteasen geschiet. Deswegen muss der Ananasanteil auch frisch sein, die Proteasen degenerieren mit der Zeit. Die DNA fällt in hochprozentigem Alkohol aus, sie präzipitiert, weil in diesem Medium (Alkohol, also z.B. Ethanol) die DNA, die mit den Ionen aus den Früchten reagiert, und mit jedem Ion, das sich anlagert immer weniger hydrophil, d.h. "wasserfreundlich", oder in polarem Lösungsmittel lösbar wird. Mit anderen Worten, es löst sich leichter in einem weniger polaren Lösungsmittel wie einem Alkohol.

Diese Reaktion wird genauso auch in Labors zu DNA Extraktion verwendet. Allerdings unter Zugabe von Chemikalen, die z.B. das Aufbrechen der Zellen erleichter, die einen Verzehr verunmöglichen - wer will auch z.B. Mausschwanz-DNA trinken/essen?

Hier das Originalrezept mit Blue Curacao.